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Unterwegs im Dienst der Menschen
Für Simon Reichstein beginnt seine Schicht. Seit zwei Jahren arbeitet er als Gesundheitsund Krankenpfleger in der ambulanten Pflege der Diakonie. Der dichte Autoverkehr und die schwierigen Parksituationen machen seinen Alltag so manches Mal zum Abenteuer. Foto: André Chrost

Unterwegs im Dienst der Menschen

Lesedauer: ca. 3 Min. | Text: Dinah Bronner

Pünktlich, zugewandt, immer zum Scherzen aufgelegt: Simon Reichstein macht seinen Job als mobiler Pfleger mit Liebe. Und das selbst in der Rush Hour und bei Parknot.

10.15 Uhr, die Sonne lacht – der junge Mann im blauen Kasack auch: Die Tourtasche ist gepackt, das weiße Diakonieauto steht bereit – für Simon Reichstein beginnt der Dienst. Der 30-Jährige ist Gesundheits- und Krankenpfleger im ambulanten Dienst und damit einer von vielen Mitarbeitenden der fünf Diakoniestationen im Kreis Recklinghausen. 365 Tage im Jahr versorgen sie ihre Patientinnen und Patienten. Erstes Ziel heute: Castroper Straße in Datteln, Stützstrümpfe anlegen bei Ursula B. Gut gelaunt begrüßt sie
uns von ihrer Couch aus – äußerlich sieht man ihr die Einschränkung kaum an, jedoch ist es ein Kraftakt, den sie zu bewältigen hat. Kompressionsstrümpfe der Stufe zwei gehen alles andere als leicht über die Hand. Auch Arme und Beine muss Ursula B. täglich stützen, um ihrer Krankheit möglichst entgegenzuwirken. „Früher habe ich die Strümpfe allein angekriegt“, erzählt sie, „doch seit etwa zwei Jahren fehlt mir die entsprechende Kraft.“ Trotzdem hilft sie selbst noch engagiert mit, dreht Oberkörper und Arme in die richtige Richtung und drückt kräftig gegen, wenn Simon Reichstein ihr die Strümpfe anlegt.

Zu sehen, wie es den
Menschen besser
geht, das macht den
Job aus.

Simon Reichstein

 

Soziale Kontakte

Die Arbeit der Pflegerinnen und Pfleger bedeutet weit mehr, als es die reine Jobbezeichnung vermuten lässt. Nicht umsonst sei die Nachfrage nach ambulanter Pflege groß, sagt Michael Wiese, Öffentlichkeitsarbeit Diakonie. „Wir suchen immer neue Kolleginnen und Kollegen und freuen uns über Bewerbungen.“

Gerade in Coronazeiten sei der Kontakt zu den Pflege-Mitarbeitenden häufig auch einer der wenigen sozialen Kontakte für die Menschen gewesen. „Bei mir geht das ja alles noch, ich kann von Glück reden, dass ich hier noch sitze – trotz Lippödem und starkem Rheuma“, sagt Ursula B. „Mir fällt immer wieder auf, wie selbst sehr kranke Menschen positiv reden und dankbar sind für das, was sie haben“, sagt Simon Reichstein. Tatsächlich ist sein nächster Patient weit weniger mobil. „Doch bis wir dort ankommen, heißt es zunächst Parkplatzsuche", warnt er uns und lenkt das Diakonieauto in die Siedlung.

Gerade zu Stoßzeiten seien die Straßen voll oder – wie aktuell bei Corona und Homeoffice – plötzlich alle Parkplätze belegt. „Heute haben wir mal Glück“, grinst er, als er geübt in die Lücke auf dem Seitenstreifen zirkelt. Das sei nicht immer so. „Die Parksituation ist schon manchmal abenteuerlich“, erklärt der Gesundheits- und Krankenpfleger, während er die Haustür mit dem Schlüssel und einem gewohnt kräftigen Ruck öffnet. „Unsere Patientinnen und Patienten sind meist auf pünktliche Medikation angewiesen.“

„Hallo Herr D.,“ ruft Simon Reichstein laut, damit sein Patient ihn aus dem Flur gut hört. Beide kennen sich seit zwei Jahren – unter der Woche sehen sie sich fast täglich. In einem kleinen Glas reicht Simon Reichstein ihm sein Medikament über die Bettkante. Franz D. ist nur noch eingeschränkt beweglich, darauf weist auch der Dialysebeutel an der Bettseite sein. Ein 30-Zoll- Fernseher an der Wand dient zur Unterhaltung. „Auf Ex?",
prostet Franz D. Simon Reichstein zu, während dieser ihm Limonade zum Nachspülen einschüttet – die Lust zu Scherzen ist immer da! Gut gelaunt und konzentriert geht der Gesundheits- und Krankenpfleger mit seinem Patienten um: „Wir sind hier Gast“, sagt er. „Das ist das Besondere der ambulanten Pflege. Gerade hier in den Zechensiedlungen
wurde viel Arbeit in die Häuser investiert, erklärt er weiter. „Das erzählen mir die Patienten oft stolz. Es ist wichtig für sie, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu leben.“ Das gilt für alle Patientinnen und Patienten in der ambulanten Pflege. Ob er seinen Job liebe? „Ja", erklärt der 30-Jährige mit Überzeugung, während er das Auto wieder auf die Straße lenkt – weiter zur nächsten Station. „Unsere Arbeit bewirkt
sichtbare Verbesserungen. Wenn ich sehe, dass Menschen gut versorgt sind stellt sich große Zufriedenheit ein. Das macht das Ganze eigentlich aus.“


Simon Reichstein. Foto: André Chrost
Simon Reichstein. Foto: André Chrost
Die Parkplatzsuche gestaltet sich gerne auch mal abenteuerlich für Simon Reichstein. Foto: Markus Mucha
Die Parkplatzsuche gestaltet sich gerne auch mal abenteuerlich für Simon Reichstein. Foto: Markus Mucha

Info Diakonisches Werk im Kirchenkreis Recklinghausen
Diakonisches Werk im Kirchenkreis Recklinghausen

Frau Katja Jacob
Elper Weg 89
45657 Recklinghausen

02361 9301116
www.diakonie-kreis-re.de

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