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Supercalifragilistic- expialigetisch
André Chrost

Supercalifragilistic- expialigetisch

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Michael Polubinski

Titelfoto: Andre'Chrost

Ähnlicher geht es nicht: Die Mary Poppins von Herten.

Um sich an der folgenden Geschichte erfreuen zu können, ist es vorteilhaft, den Fantasyfilm „Mary Poppins“ aus dem Jahre 1964 erlebt zu haben. Oder zumindest das Filmplakat gesehen zu haben und Grundzüge des Inhaltes zu kennen: Von der Story mit den Geschwistern Jane und Michael, die bereits mehrere Kindermädchen verschlissen haben. Die dann selbst eine Stellenanzeige aufgeben. Wie anschließend Mary Poppins mit aufgespanntem Regenschirm vom Himmel herunterschwebt. Und sprichwörtlich bei der Familie Banks landet. In Scherlebeck wird Jana Galic offenbar als die Wiedergeburt der überirdischen Nanny aus dem Disney-Film wahr­genommen. Die 40-Jährige berichtet: „Wiederholt bin ich von fremden Leuten angesprochen worden. Sie sagten, ich sähe aus wie Mary Poppins.“ In der Tat, mehr Mary Poppins geht kaum. Mit den wallenden Röcken, dem Sonnenhut und der Retro-Brille ist die gebürtige Kroatin von der Optik her ganz nah am Original. Der überdimensionale überdachte Bollerwagen mit den Kindern Mika, Kimi und Max machen bei den täglichen Spaziergängen die Illusion von der Nanny perfekt. Jana Galic ist Tagesmutter. Oder, wie es korrekt heißt, „Kindertagespflegeperson“. Inzwischen sind nämlich auch Männer auf diesem Gebiet aktiv. In Herten sind es aktuell drei gegenüber 43 Frauen.

Besser als das Original

Die ketzerische Frage, ob sie Mary Poppins optisch „vorsätzlich“ zu ko­pieren versucht, kontert die gelernte Kinderpflegerin mit süß-saurem Lächeln und dem Hinweis: „Ich habe den Film noch nicht gesehen.“ Sie hat sich nur den Trailer angeschaut, nachdem sie häufig auf die vermeintliche Ähnlichkeit angesprochen worden sei. Den Spaß macht sie mit. Auf Wunsch des Fotografen schwebt sie mit einem Sonnenschirm hinab wie weiland Mary Poppins, allerdings eine Rutsche hinunter. Die „tatsächliche“ Mutter von Ana und Lea bekennt: „Ich liebe den Kleidungsstil. Wenn es Menschen als weiblich oder sinnlich wahrnehmen, soll mir das sehr recht sein.“ Dazu gehört, dass Jana Galic die Musik der fünfziger und sechziger Jahre liebt. In ihrer Profession ist die Scherlebeckerin so etwas wie eine Marke geworden. Aktuell betreut sie fünf Kinder. Auf der Warteliste stehen weitere Bewerber. „Mich sprechen bereits Schwangere an und wollen sich einen Platz sichern.“ Abgesehen von ihrer fachlichen Qualität hat es die Kinderpflegerin im Wohngebiet von „sonne +“ optimal angetroffen. Sie und ihre Schützlinge haben keine 50 Meter zurückzulegen, um auf den schmucken Spielplatz zu gelangen. Die Ried vor der Haustür betrachtet sie als tolle Bedingung für die Entwicklung der Kinder. Der tägliche Spaziergang hat einen festen Platz im Tagesplan. „Das ist ein Muss, und zwar bei jedem Wetter!“ Immer mit dabei ist „Vincent“, der vierjährige struppige Malteser.

Auf dem Lebensweg begleiten


Jana Galic ist bestrebt, den Kindern eine familiäre Atmosphäre zu bieten. „Sie erleben meine Arbeit und die Wohnung als ihr zweites Zuhause. Genau das ist mein Anspruch. Die Kinder sollen sich wohlfühlen mit strukturiertem Tagesablauf, frisch gekochtem Essen und klaren Regeln.“ Es entstehen natürlich Bindungen. „Manchmal verfluche ich den letzten Tag, bevor die Kinder in die Kita kommen. Da drücke ich mir schon mal ein Tränchen weg. Andererseits freue ich mich, dass ich sie ein Stück auf ihrem Lebensweg begleiten durfte.“ Was sie sich wünscht? „Dass unsere Tätigkeit in der Öffentlichkeit ein bisschen mehr wertgeschätzt wird. Wir verfügen zwar nicht über überirdische Erziehungsmethoden einer Mary Poppins. Aber ihre magischen Kräfte werden uns mitunter schon abverlangt.“

Info
Stadt Herten: Kindertagespflege

Frau Christine Adam-Blume

Herten

02366 303-285
www.herten.de/bildung/kitas/kindertagespflege

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