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Safer Space im Weltall
Foto: Volker Beushausen

Safer Space im Weltall

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Laura Tirier

Wenn Realität zu eng wird, hilft ein Sprung ins All: Bei den Hertener Waldrittern ist ein besonderer Ort entstanden, an dem queere Jugendliche sich ausprobieren, vernetzen und einfach sie selbst sein dürfen.

Wer die Räume des Vereins Waldritter in der Ewaldstraße in Herten betritt, findet sich plötzlich in einer anderen Welt wieder. Bildschirme leuchten, Lichtleisten pulsieren, Konsolen blinken – fast wirkt es, als sei man versehentlich auf dem Set einer neuen Star Trek-Serie gelandet. Doch hier wird nicht gefilmt, sondern gelebt und gespielt. Die Waldritter verbinden politische Bildung mit Rollenspiel und Jugendkultur, neben Beratungsangeboten und regelmäßigen Queer Treffs stehen vor allem LARPs im Zentrum der Aktivitäten.

Ein Raumschiff in der Ewaldstraße

LARPs, Live Action Role Plays, sind eine Mischung zwischen Rollenspiel und Improvisationstheater, in dem die Jugendlichen ihre Figuren selbst darstellen. „Hier kann man in andere Rollen schlüpfen und dabei einfach man selbst sein“, sagt Dennis Hölker, stellvertretender Leiter des Waldritter e.V. „Gerade weil queere Jugendliche im Alltag häufig mit Ablehnung oder Unsicherheit konfrontiert sind, braucht es Räume wie diesen.“ Zentral ist hier der Gedanke des Safer Spaces. Der Waldritter-Raum wurde nicht nur optisch aufgerüstet, sondern auch so gestaltet, dass sich Jugendliche hier sicher fühlen können. Es gibt Rückzugsorte, Übernachtungsmöglichkeiten und ein ausgefeiltes Awareness-Konzept. Die Inhalte entstehen dabei partizipativ: Jugendliche entwickeln eigene Welten und setzen ihre Themen.

Sichere Orte, die mitwachsen

Die Waldritter bleiben nicht allein. In der Nähe entsteht derzeit ein weiterer Treffpunkt: Im FamInGo, einem städtischen Beratungsraum, bauen Pfarrerin Katharina Friedrich und Frank Armoneit von der Fachstelle für Migration und Integration der Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen einen neuen queeren Jugendtreff auf, zwar unabhängig von den Waldrittern, aber mit ähnlichem Geist. Hier wird ein offenes, regelmäßiges Angebot aufgebaut, getragen von der Evangelischen Jugendhilfe Recklinghausen, einer Einrichtung des Geschäftsfeldes Erziehung und Förderung der Diakonie. Geplant sind regelmäßige Treffen und Antidiskriminierungsberatung, alles mit dem Ziel, eine feste Anlaufstelle für queere Jugendliche in Herten zu etablieren.

Dass es solche Schutzräume braucht, zeigen die Erfahrungen der Jugendlichen. „Ich habe das Gefühl, dass queerfeindliche Haltungen wieder sichtbarer werden. Vielleicht nicht mehrheitsfähig, aber deutlich lauter“, sagt Frank Armoneit. Auch Pfarrerin Katharina Friedrich beobachtet dies in ihrer Gemeindearbeit, wenn queere Menschen angegriffen werden. In solchen Momenten, sagt sie, ziehe sich selbstbewusste Offenheit oft zurück, aus Angst oder aus Selbstschutz.

Herten als Möglichkeitsraum

Waldritter und evangelische Christusgemeinde wollen genau das auffangen: Räume schaffen, in denen queere Jugendliche sich sicher und willkommen fühlen. Für die kommenden Monate wünschen sich alle Beteiligten, dass die Räume nicht nur existieren, sondern auch weiter mit Leben gefüllt werden. „Wenn Ende des Jahres im FamInGo Jugendliche zusammenkommen, wenn hier im Raumschiff weiterhin gefeiert, diskutiert und gespielt wird, dann haben wir etwas bewegt“, sagt Dennis Hölker.

Info
Waldritter in Herten

waldritter.de/tagungshaus-in-herten

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