Die Erlöserkirche in Herten hat zur Winterzeit ihre Türen für Menschen ohne festen Wohnsitz geöffnet. Mit zahlreichen Aktionen der Diakonie wird das Engagement zur warmen Jahreszeit weitergeführt.
Die Kirchenbänke im hinteren Teil der im Jahr 1899 erbauten neugotischen Kirche wurden weggeräumt und mit Couch-Garnituren und Tischen wurde eine Situation geschaffen, die irgendwo an Teestuben-Atmosphäre und gelebte Sozialarbeit erinnert. „Wir möchten die Leute ins Leben zurückführen – wir wollen hier einen Ort der Gemeinschaft anbieten.“ Das sagt der Pfarrer Andreas Wilkens von der Christus-Kirchengemeinde Herten, er hat es in die Wege geleitet hat, dass die Kirche zum Ankerpunkt für Wohnungslose wird.
„Wir möchten aber nicht nur Obdachlose ansprechen – sondern auch Menschen ansprechen, die im sozialen und emotionalen Bereich auf eine Tagesstruktur angewiesen sind.“ Pfarrer Wilkens, der seit dem Jahr 1998 als Seelsorger in Herten arbeitet, erklärt weiter: „Als Kirchengemeinde haben wir für die Wintermonate beschlossen, dass wir hier keinen Gottesdienst mehr abhalten. Zugleich hat die Diakonie die Aktion „Wärmewinter“ ausgerufen – was wir dann zusammen auf die Beine gestellt haben.“
Zur Winterzeit wurden in der Kirche Pavillons und Zelte aufgebaut, „wir haben das gemacht, um darin Heizstrahler aufzustellen, denn in der Kirche ist es sonst einfach zu kalt.“
Das sind die Worte von Vera Wieland, die den Tagesaufenthalt in der Kirche mitorganisiert. Neben Getränken, wie Tee, Kaffee oder Wasser, gibt es in der Woche mehrere Essens-Angebote. Morgens gibt es ein Frühstück, zweimal wird in der Woche warm gekocht und es gibt aber auch mal am Nachmittag Waffeln im Angebot. „Wir leben von Spenden – wir fahren täglich je zwei Tankstellen und Bäckereien an – und was bei denen vom Vortag übrig geblieben ist, können wir dann verteilen“, erklärt Frau Wieland – und betont, dass sich die Erlöserkirche nicht als Konkurrenz zur Tafel versteht.
Niedrigschwelliges Angebot
Jonas Franzen ist Sozialarbeiter bei der Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen und ebenfalls mitverantwortlich für den Tagesaufenthalt. Franzen erklärt: „In Herten haben wir jetzt nicht so viele Wohnungslose, die aktiv auf der Straße schlafen – es gibt viel eher ein Problem mit der versteckten Wohnungslosigkeit. Das heißt, es gibt Leute, die bei Freunden oder Bekannten schlafen – aber selbst keinen festen Wohnsitz mehr haben.“ Die Besucher können in der Erlöserkirche ihre Probleme ansprechen, sich Termine zur Schuldnerberatung organisieren oder einfach nur kommen, um ihre Wäsche waschen.
Oder es gibt Möglichkeiten für Personen ohne Krankenkassen-Schutz, einen Arzt-Besuch zu organisieren. „Der Tagesaufenthalt finanziert sich hier nur über Spenden“, erklärt Jonas Franzen, „es gibt kein städtisches Geld oder sonstige Zuwendungen.“ Sowohl für Sozialarbeiter Franzen als auch für den Pfarrer Wilkens gibt es in ihren Tätigkeitsbereichen sowohl seelsorgerische Bereiche, als auch die Aufgaben eines Sozialarbeiters. „Das läuft sehr fließend und wir sehen uns da auch nicht als Konkurrenten, sondern als Team“, erklärt Pfarrer Wilkens.
Ewaldstraße 81b
45699 Herten