"Äußerlich nicht sein können, wie man innen fühlt, ist schlimm. Das muss aufhören."
Mit 19 Jahren spürt Dominik, dass er sich nicht in eine Geschlechter-Schublade stecken lassen möchte. Mann oder Frau, die Frage ist für ihn absurd. Dominik ist queer und bezeichnet sich selbst als „genderfluid“. Damit steht er hinter der Botschaft, dass Geschlecht und die damit verbundene Identität nicht statisch, sondern immer fließend sind.
Mann oder Frau? „Who cares“
Kurz vor seinem Abitur auf dem Petrinum-Gymnasium wird Dominik immer klarer, dass er den femininen Anteil in seinem (biologisch) männlichen Körper immer stärker fühlt und er dieser Entwicklung nun auch durch Styling und Schminke Ausdruck verleihen möchte. Dominik steht damit für den Vibe einer ganzen Generation: einer, in der Geschlechtsidentität jenseits binärer Strukturen und unabhängig vom biologischen Geschlecht stattfindet. Queer-People wie er gestalten die eigene Identität Stück für Stück, abgekoppelt davon, wie die Außenwelt sie kategorisiert. Dominiks Sicht der Dinge ist eindeutig: „Ich empfinde die Einordnung in Mann oder Frau als überholt. Wenn ich mich schminke und style, bin ich superglücklich – aber genauso gibt es Tage, an denen ich sehr natürlich rumlaufe und dann wieder für die Außenwelt eher männlich erscheine. Ich mach‘s einfach so, wie ich an dem Tag Bock habe.”
Im Schminken und Stylen ist Dominik mittlerweile professionell unterwegs. Als ausgebildeter Visagist dreht er Schminktutorials für seine über 1.000 Follower auf Instagram. Auch große Unternehmen wie Douglas haben längst erkannt, dass Dominik den Nerv junger Kundinnen und Kunden trifft. Aktuell unterstützt er dort das Social-Media-Team dabei, mit Schminktrends möglichst viele in der Queer-Community zu erreichen. Dominik weiß, dass er in der privilegierten Situation war, in einem Umfeld groß geworden zu sein, in dem Toleranz und Akzeptanz gelebte Werte sind. „Mir ist es daher nie schwergefallen auszuleben, was ich fühle.” Dominiks Eltern und Freunde hatte nie ein Problem mit dem sich zunehmend wandelnden Erscheinungsbild. Seine Eltern arbeiten beide in kreativen Berufen. Dominiks Vater ist Zimmermann und seine Mutter Friseurin, die sich mittlerweile viel von seinen Schminktricks inspirieren lässt. „Ich bin sehr dankbar, dass ich eine wundervolle, unbeschwerte Kindheit hatte. Meine Eltern waren immer sehr unterstützend und liebevoll.” Auch im Freundeskreis von Dominik, der zum großen Teil aus kreativen Gleichgesinnten, Musikerinnen und Musikern besteht, hat er ein stabiles Netzwerk, das ihm Halt gibt.
„Seit ich klein bin, spiele ich Horn und Klavier und war lange sehr aktiv im Schultheater.” Hier stand immer mein Talent im Vordergrund, nicht die Frage nach meinem Geschlecht. „Ich weiß aber, dass leider viele andere queer Lebende Trans- und Homosexuelle nicht so viel Glück haben wie ich und noch immer unter Diskriminierung leiden – insbesondere in der eigenen Familie. Das muss aufhören.” Wenn Dominik heute das Gefühl hat, dass jemand merkwürdig auf sein Äußeres reagiert, provoziert er auch schon einmal. „Das ist eigentlich nicht meine Art, aber in diesem Moment, ist es mir wichtig, mein Gegenüber mit seinen Ängsten und seiner Intoleranz zu konfrontieren."