Ein Wicht erwacht

Pumuckl ist out, Karl vom Regal ist Hertens neuer rothaariger Kinderheld. Petra Decking wird für ihren Podcast gefeiert – sogar in den vereinigten Staaten.

Da sitzt er, mit seinen rotorangenen, leicht zerdötschten Haaren, seinem zurechtgerückten weiß-gepunkteten Hemd und seinen türkisenen Augen. Wenn man es nicht besser wüsste, würde man denken er ist echt: der kleine Wicht Karl. Über ein Jahr ist es her, als er Petra Deckings Bücher aus dem Regal geworfen hat und dort eingezogen ist. Entstanden ist der Kinder-Podcast „Karl vom Regal“ zu Beginn der Pandemie: Petra Decking, die Erfinderin des Hörspiels, wollte mit den zwanzigminütigen Beiträgen eine Stimme in die Kinderzimmer schicken: „Wir hatten alle Angst, was kommt. Damit ein Stück Seele von unserer KiTa bestehen bleibt, habe ich losgelegt“, so die Leiterin des Familienzentrums Kuckucksnest. Inspiriert wurde sie von „The Elf on the shelf“, einer ähnlichen Figur aus Kanada. Bevor sie loslegte, musste sie Karl aber erstmal zum Leben erwecken. Sie nähte so lange an ihm, bis er ihren Vorstellungen entsprach. „Ich habe Karl dreimal aufgetrennt, weil immer etwas fehlte. Karl ist nicht perfekt, aber jetzt entspricht er dem Ausdruck, den ich haben wollte“, so die Erzieherin stolz.

Eine Portion Fantasie

200 Folgen hat die 64-Jährige bereits im Kasten. Täglich nach der Arbeit, pünktlich um 16 Uhr, setzt sie sich vor ihr Mikrofon und plaudert mit Karl: „Ich habe mir mal Stichpunkte gemacht, mit dem Ergebnis, dass nichts davon in der Sendung vorkam“, lacht die Hertenerin verlegen. Petra weiß teilweise selbst nicht, was das Thema der anstehenden Sendung sein wird. Mit einer gehörigen Portion Fantasie und ihrer verstellten Stimme, hat sie jeden Tag eine neue Geschichte auf Lager. Zusammen mit Partnerin Gabriela Wilms komponiert sie eigene Lieder, die sie in ihren Podcast einbaut. Neben gemeinsamen Bastelaktionen, versucht sie in ihrem Hörspielpodcast aber auch immer niedrigschwellig Wissen zu vermitteln „Der übergriffige Borkkeif lehrt die Kinder zum Beispiel, auf die Umwelt zu achten und nicht gierig zu sein“, erklärt sie ernst.

Alle lieben den kleinen Wicht

Die Kinder vergöttern den kleinen Wicht Karl. Ob ein Zweijähriger, der Karl Knäckebrot mitgebracht hat oder ein Schulkind, das angefangen hat Karl-Geschichten zu schreiben und dadurch seine Schulnoten verbessert hat – der kleine Rotschopf ist zum Helden herangewachsen. Nicht nur Kinder wurden beim Hören ertappt: „Eine Kollegin hat sich geoutet und zugegeben, dass sie Durchschlafprobleme hat und Karl ihr immer beim Einschlafen hilft“, erzählt die Pädagogin grinsend.

Karl goes international

Nicht nur in Deutschland findet der kleine Wichtel Gehör: Unter den 20.000 Streams, haben sich auch 700 Menschen aus den Vereinigten Staaten zugeschaltet – eine Zahl mit der Petra nicht gerechnet hat: „Also ich wusste, dass Karl beliebt ist, aber dass er auch international unterwegs ist und in den USA gehört wird, hätte ich nicht gedacht.“

Weihnachtszeit mit Karl

Für Petra Decking kann es gerne so weitergehen. Sie erhielt zusammen mit Gabriela Wilms den Kinder- und Jugendkulturpreis, hat Fans aus den USA und mit ihrem „Karl vom Regal“ etwas Großes losgetreten. Jetzt wünschen sich alle nur noch eins: ein Bilderbuch von Karl. Um den Kindern die Wintertage besonders zu versüßen, hat sich Petra etwas ganz Besonders für die Weihnachtszeit überlegt: Seit dem 28. November geht „Karl vom Regal“ mit seinen Schwestern wieder jeden Tag mit verrückten Geschichten auf Sendung.